Das Leben in der Zeit der Krisen

Zeit des Wandels

Weiser Mensch

Die Kraft der Vielfalt in sich wandelnden Zeiten

Nichts von all dem Irrsinn, in dem wir stecken, ist unerwartet. Wirklich gar nichts. In tiefster Fassungslosigkeit blickt die Welt auf all die Katastrophen: „Es muss etwas passieren.“  Keine Sorge, es wird etwas passieren. Ganz viel sogar. Fragt sich nur, ob es uns auch weiterhin in (an)klagender Fassungslosigkeit überrollt.  Ich bin auch fassungslos! Allerdings nicht, weil plötzlich all diese Krisen über uns hereinbrechen. 
Ich bin fassungslos, weil wirklich einfach Nichts von all dem Irrsinn unerwartet kommt. Seit ich denken kann, wissen wir wohin uns der Irrsinn, in dem wir leben, führen wird. Willkommen in der Realität.  Ich bin fassungslos. Fassungslos, was wir nach all der Zeit auch heute noch diskutieren müssen. Fassungslos, wir wir noch immer verzweifelt hoffen die lawinenartig einstürzende Fassada aufrecht erhalten zu können. 
Es wird viel passieren.  Es fängt gerade erst an. 
Die Eskalation war nur eine Frage der Zeit und die akkumulierten Probleme komplex. Pandemie, Krieg, Terror, Dürre, Hitze, Überschwemmung, Not, Hunger, Flucht. Alles Ausdruck des kurzfristen Denkens und der über Jahrzehnte aufgestauten Probleme.  Plötzlich brach eine Pandemie aus und wir fühlten uns überumpelt. Das Übel der Welt findet doch anderswo statt. Hier bei uns sind wir doch sicher.  Aus wissenschaftlicher Perspektive war die Pandemie kaum überraschend. 
Die größte Überraschung war sicherlich, dass sie so lange auf sich warten ließ. Am wenigsten überraschte die Tatsache, dass das Virus über ein Wildtier den Weg zu uns Menschen fand. Weltweit schrumpfen die wenigen noch intakten Ökosysteme und werden zudem immer weiter zerstückelt. Dadurch werden auch die Gruppen der in diesen Ökosystemen lebenden Wildtiere zunehmend kleiner. Ein neuer Erreger hat leichtes Spiel sich rasch auszubreiten. Während wir die Lebensräume wilder Tiere zerstören, rücken wir zeitgleich immer näher an diese heran und bieten uns für Viren und Bakterien wie auf dem Präsentierteller als Wirt an. Wir sind viele, wir leben im und durch unser Miteinander und wir sind sagenhaft gut vernetzt und das rund um den ganzen Globus. 
Unvermittelt wurde aus der erschreckenden Theorie schreckliche Realität und das Grauen der vielen Krisen mausert sich zum Alltag. Diese Suppe haben wir uns selbst eingebrockt. Nun müssen wir sie wohl oder übel auch selbst wieder auslöffeln und aus ihren Folgen lernen. Wir müssen beginnen die Wirklichkeit ehrlich zu betrachten: Wenn wir jetzt das Ruder herumreißen, können wir nicht nur das Schlimmste noch vermeiden, sondern unser aller Glück neu denken.

Herbst2
Weiser Mensch?
Unsere Vorfahren haben unserer Art den Namen Homo sapiens, weiser Mensch, gegeben. Wir rühmen uns mit unserem Bewusstsein, unserem Verständnis der Welt und unserer angeblichen Überlegenheit. 
Wir entschuldigen uns mit unserer Biologie. Sind wir doch evolutionsbiologisch nicht dafür eingerichtet in Jahrhunderten, Jahrtausenden oder gar über unseren Tellerrand zu denken.
Die vielen Krisen fordern uns auf endlich Stellung zu beziehen. Sie fordern uns auf ehrlich das große Ganze zu sehen. Wir sind eine Weltgemeinschaft und es wird heiß unter unseren Wohlstandsärschen.Wir sind aufgefordert uns als Weltgemeinschaft im Sinne unser aller Zukunft zu wappnen.
Natürlich war es zeitlebens das Beste nach mehr zu streben, nach Wachstum. Unsere Nachkommen sollten es einmal besser haben. Nun aber wird es unseren Kindern, Kindeskindern und deren Kindern wohl kaum besser gehen. Wir sind eben doch in der Lage in diesen größeren Zeitskalen zu denken. Wir sind uns unserer Vergänglichkeit bewusst und wir wissen ob der Bedrohung durch den Verlust biologischer Vielfalt und das sich wandelnde Klima. Beides untrennbar miteinander verbunden, wie alles auf diesem Planeten verbunden ist. Das Wachstum, nach dem wir streben, hat lange schon unser eigenes Wohlergehen aus den Augen verloren.
Glücklich hat es uns nicht gemacht, nur immer atemloser, entfremdet von der Natur. Die grauen Herren sind schon viel zu lange unter uns.
Nun ist es die Natur selbst die uns die Gelegenheit gibt, unser Miteinander und unsere Prioritäten zu überdenken und eine neue Art des Wachstums zu erfinden und zum Leben zu erwecken. Werden wir doch nicht müde unseren Lebensstil anzuprangern, während wir weiter das etablierte System befeuern und verzweifelt zu erhalten versuchen.
An dieser Suppe werden unsere Nachkommen lange zu löffeln haben. Leben wir doch heute in einer Welt, in der es einfacher, sprich billiger, ist, das Falsche zu tun. Und so machen wir entgegen all unseres Wissens immer weiter und glauben auch noch ein Anrecht darauf zu haben. Es ist die größte Herausforderung, vor der wir weisen Menschen jemals standen. Damit ist es aber auch die einmalige Gelegenheit, unserem selbst gewählten Namen gerecht zu werden. Tun wir es nicht, wird niemand von uns mehr über die Absurdität lachen können.
Herbst3
Wise man?
Rettet die Erde?

Uns selbst gilt es zu retten. Unseren Lebensraum. Der Planet wird uns überstehen. Die Natur sich erholen. Neues wird kommen und vergehen. Nur der Wandel ist beständig. Wenn wir aber nicht aufpassen, wandelt sich unsere Welt ohne uns und das wäre doch wirklich schade. 
Wir sind fähig, die Schäden, die wir angerichtet haben, zu sehen. In weiten Bereichen können wir sogar ihre Auswirkungen auf die (nähere) Zukunft erfassen. Und wir haben Ideen, was wir dagegen tun können. Unzählige Ideen kämpfen um den Erhalt unseres gemeinsamen Lebensraumes. 
Wir, die wir den Wohlstand haben, die Pfeiler des wirtschaftlichen Wachstums im Kapitalismus anzuprangern, müssen im globalen Kontext vorleben, wie ein nachhaltiges Dasein im realen Leben aussehen kann. Ist doch der Überfluss, den wir kritisieren, nur ein Wohlstandsphänomen als Resultat des vorangegangen Wachstums. 
Für Aristoteles waren es Vernunft und Kunstfertigkeit die uns als Menschen auszeichnen und so sind es unser Wissen und unsere Kreativität, die uns in die Zukunft führen. Die Wissenschaft gilt uns auf dieser Reise als wichtiges Gut und als Kind unserer Geschichte ist sie fest in der modernen Welt verankert. Ihr obliegt es, die Probleme zu erkennen, zu beschreiben und nach Lösungen zu forschen. Das tut sie, das hat sie getan und das wird sie hoffentlich auch in Zukunft tun können. Beweisen doch die vielen wissenschaftlichen Vorhersagen mit jedem neuen Tag und jeder neuen Katastrophe ihre Richtigkeit. 
Auf diesem Weg bleibt es aber unabdingbar neue Pfade von Freiheit und Entfaltung zu beschreiten, um die unbändige Kreativität, derer wir fähig sind, zu entfesseln, neue Denkräume zu schaffen und die Möglichkeit zu eröffnen das gänzlich Unerwartete zu entdecken.

Herbst5
Was wir dafür brauchen? 
Uns bedroht der Verlust der Vielfalt. Das gigantische Massenaussterben droht uns sprichwörtlich den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Gleichzeitig wandelt sich das Klima. Es wird wärmer, unvorhersehbarer, extremer. Der Wandel ist da. Wir werden ihn nicht mehr aufhalten. Also müssen wir uns anpassen.
Noch haben wir es in der Hand die Erwärmung zu begrenzen, denn wir wissen, wo wir anzusetzen haben. Wir wissen, wo die Probleme liegen. 2020 waren wir so nah wie nie unsere selbstgesetzten Klimaziele einzuhalten. Gezwungen von der Natur. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Blicken wir auf all die brennden Wälder, die verschwindenden Gletscher, die unbewohnbar werdenen Regionen der Erde, ist es doch ein recht sanfter Zaunpfahl. Eine Lösung kann nur gemeinschaftlich funktionieren, sozial und ökologisch. Nur im Miteinander lässt sich diese gewaltige Aufgabe meistern!
Einiges können wir im Kleinen bewerkstelligen, jede*r Einzelne von uns. Es bleibt uns gar nichts als zu handeln, um den Prozess der Veränderung einzuläuten und den Neuanfang kreativ zu gestalten.
Den Wandel aber ernsthaft in der notwendigen Größenordnung anzugehen, ist Aufgabe der Politik. Sie muss unseren Lebensraum endlich als das begreifen, was er ist: das höchste Gut, das wir haben. Die Grundlage unseres Seins. Die Politik setzt den Rahmen für unser gemeinsames Leben auf diesem Planeten: regional, national, global.
Dieser Rahmen hat die Aufgabe, das Richtige attraktiver zu machen als das Falsche. Es ist höchste Zeit, den Erhalt unserer Umwelt und damit den Schutz der gigantischen Vielfalt, die uns zwischen den Fingern zerrinnt, über marktwirtschaftliches Streben und finanzielles Wachstum zu stellen. Wir sind eingewoben in ein Netzwerk, ohne das wir nicht existieren können. Erhalt und Wiederaufbau dieses globalen Netzes führen uns in eine Gesellschaft, in der wir als Menschen im Vordergrund stehen. In eine Gesellschaft, die unserem selbst gewählten Namen zur Ehre gereicht.
Dabei gibt es nicht die eine (technische) Lösung. Wir müssen der Komplexität der Probleme gemeinsam mit ebenso vielfältigen Lösungen begegnen. Um aus diesem Dilemma wieder herauszufinden, ist es an der Zeit all unser Wissen und unsere Kreativität in konkrete Handlung zu übersetzen. Es gilt alle Möglichkeiten zu nutzen, deren Folgen wir abschätzen und im Wandel jederzeit anpassen können. Immerhin wissen wir auch, dass wir Fehler machen.
Herbst7
Vielfalt statt Einfalt
Nur weil es nicht einfach wird, ist das kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Aufgeben ist gewiss keine Lösung. Für diese Herausforderung ist es an uns allen, unser gesammelte Wissen zu vernetzen, aus seiner Vielfalt zu schöpfen und die vielen Lösungen im Raum endlich für unser aller Wohl einzusetzen. 
Die Evolution hat unseren Verstand und unseren Einfallsreichtum hervorgebracht, auf die wir so stolz sind. Nun gilt es mit deren Hilfe uns als Art langfristig das Überleben zu sichern! 

Vielfalt ist der Schlüssel. 
Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen, die Vielfalt in gesunden Böden, die Vielfalt der Wälder, die Vielfalt intakter Ökosysteme, die kulturelle und soziale Vielfalt in einer globalisierten Welt, die Vielfalt des Denkens, des Glaubens und die Vielfalt unserer Ideen. Die gigantische Vielfalt unseres Planeten sorgt für die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, die Böden, auf denen wir wandeln und unsere Lebensmittel gedeihen. 
Als Verstandeswesen haben wir begriffen, dass diese Vielfalt die Grundlage unserer Existenz ist. Noch können wir vielleicht die tatsächliche Komplexität nicht erfassen, aber wir wissen, was auf dem Spiel steht. Wir wissen, wo unsere Fehler liegen. Und wir wissen auch, wie wir sie angehen können. 

Der Verlust der Vielfalt bedroht unsere Existenz. Die aktuellen Krisen geben uns einen bitteren Vorgeschmack. Erhalt, Aus- und (Wieder)Aufbau dieser Vielfalt ist die Lösung. Wir sind mittendrin im Wandel und ganz gleich was wir tun, er wird nicht mehr rückgängig zu machen sein. Zeigen wir als weise Menschen, dass wir imstande sind, das vorhandene Wissen in Handlung umzusetzen.

Wir haben alles zu verlieren
und noch mehr zu gewinnen.

Herbst4
VirusBorde
error: Sorry, aber wenn du Interesse an meinen Bildern hast, dann schreib mir doch bitte.