Zahlen, Statistiken und Co.

Was sagen all die Zahlen?

Zahlen zur Ausbreitung des neuen Coronavirus sind plötzlich von größtem Interesse und das rund um den Globus. Wir alle schauen auf die Statistiken, mathematische Modelle gelten als Grundlage für politische Entscheidungen und das obwohl die meisten von uns bei Statistiken sonst lieber schnell wegschauen. Unsere ganze Gesellschaft bekommt durch die Coronakrise nun einen Crash-Kurs in der Aussagekraft wissenschaftlicher Prognosen und in Echtzeit wird ein Gefühl für exponentielles Wachstum vermittelt.

Trotzdem ist es nicht einfach zu verstehen, wie die Kurven mit unserem Verhalten und den verhängten Maßnahmen zusammenhängen. Nach nur einer Woche der Kontaktsperre wurden die Rufe laut, dass die Beschränkungen nun doch langsam wieder aufgehoben werden sollten, schränken sie uns doch stark in unserer gewohnten Freiheit ein. Die Politik hat nun aber eindeutig klar gemacht, dass die bestehenden Maßnahmen auf jeden Fall bis zum 19. April bestehen bleiben und das aus gutem Grund. In der unten stehenden Grafik zeigt sich, warum wir erst nach drei Wochen den tatsächlichen Erfolg der Maßnahmen sehen können und warum es zunächst weiterhin heißt Geduld zu wahren und das beste aus unserer derzeitigen Lage zu machen.

In einem Artikel der Taz vom 24. März geht es um die weit verbreitete Matheverachtung.

Was ist die Reproduktionszahl?
Die Basisreproduktionszahl R0 gibt an, wie ansteckend ein Erreger ist. Diese Zahl gibt an, wie viele  gesunde Menschen ein kranker Mensch durchschnittlich ansteckt. Wenn R0 kleiner als 1 ist, kann sich die Krankheit nicht ausbreiten, weil jeder Kranke weniger als einen gesunden ansteckt. Liegt R0 jedoch über 1, breitet sich die Krankheit aus. Bei CoViD-19 wird im Moment mit einer Reproduktionsrate von 2(-3) gerechnet. Also steckt ein Kranker durchschnittlich zwei gesunde Menschen an und wir sehen einen exponentiellen Zuwachs an Fällen.
R0 wird aber nicht nur durch den Erreger alleine bestimmt, sondern durch sein Zusammenspiel mit der Umwelt und dem Wirt. Durch unser Verhalten können wir diese Zahl beeinflussen und genau darauf bauen die Maßnahmen auf, die ergriffen wurden. Wenn wir zuhause bleiben und den direkten Kontakt zu anderen vermeiden, zwei Meter Abstand zueinander halten und uns regelmäßig die Hände waschen, senken wir die Reproduktionsrate. Ein Kranker kann also nicht mehr zwei oder drei Gesunde anstecken und das exponentielle Wachstum geht zurück. Um aber wirklich unser Gesundheitssystem funktionsfähig zu halten, müssen wir zu einer Reproduktionsrate unter eins kommen und damit die Ausbreitung nicht nur verlangsamen sondern stoppen.

Wikipedia erklärt die Basisreproduktionsrate sehr schön.

Was bedeutet exponentielles Wachstum?

Beim exponentiellen Wachstum nimmt eine Zahl in gleichmäßigen Schritten um immer den gleichen Faktor zu. Wenn ein kranker Mensch also drei gesunde ansteckt, werden aus drei neun, aus neun 27, aus 27 81, 243, 729, 2.187, 6.561, 19.683, 59.049, 177.147, 531.441… 
In kurzer Zeit werden so aus wenigen Kranken ganz viele.

Ein Artikel zur Wucht der großen Zahlen vom 10. März erklärt, warum wir uns mit exponentiellem Wachstum so schwer tun.

ExponentiellesWachstum
Durchseuchung
Was ist mit Durchseuchung und Herdenimmunität gemeint?

Durchseuchung beschreibt den Grad der Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Die Experten schätzen, dass am Ende der Ausbreitungswelle 60-80% der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen sein werden. Diejenigen, die die Infektion hatten, sind immun und können sich nicht erneut anstecken. Wie lange die Immunität anhält ist noch ungewiss, aber wahrscheinlich zumindest einige Monate. Je mehr von uns immun gegen das Virus sind, desto schwieriger wird es für das Virus einen neuen Wirt zu finden und wir sprechen von Herdenimmunität.

Wieso testen wir nicht alle die wollen?

Hier in Deutschland testen wir so viel wie sonst kaum irgendwo auf der Welt, schätzungsweise eine halbe Millionen Menschen jede Woche. Und wir haben auch sehr früh angefangen großflächig zu testen. Das Verfahren, dass wir für die Tests verwenden, nutzt die Erbinformation des Virus. Wir kennen seinen genetischen Code und verwenden die Polymerase-Kettenreaktion (PCR), um ganz viele Kopien der Virus-RNA herzustellen und diese dann im Labor mit dem uns bekannten Virus zu vergleichen.
Die PCR ist seit ihrer Erfindung in den 80er Jahren aus kaum einem Labor mehr wegzudenken und ein überall genutztes Standardverfahren. Aber nur spezielle Labore sind dafür ausgestattet mit infektiösen, menschlichen Proben zu arbeiten und so etabliert das Verfahren auch ist, es benötigt schlicht und einfach Zeit. Die größte Bremse für die Steigerung der Testkapazitäten sind die benötigten Reagenzien. Die ganze Welt ist von dem neuen Coronavirus betroffen und deshalb suchen jetzt alle Länder gleichzeitig nach den benötigten Materialien, die aber eben auch hergestellt werden müssen. Deshalb kann nicht einfach jeder getestet werden, der das gerne möchte. Auch Medizin und Wissenschaft würden lieber jeden testen können, doch fehlen uns dafür schlicht und einfach die Kapazitäten. Aber natürlich wird auch unter Hochdruck an neuen Testmethoden und vor allem an Schnelltests gearbeitet, von denen erste Modelle bereits in der Testphase sind. Es besteht also die begründete Hoffnung, dass sich hier in den nächsten Monaten etwas tun wird.

Ist Covid-19 mit der normalen Grippe zu vergleichen?

Noch immer ist zu hören, Covid-19 sei doch in Wirklichkeit völlig harmlos und nicht anders als die jedes Jahr wiederkehrende Grippe, über die ja auch keiner spricht. Tatsächlich haben auch unsere altbekannten Grippeviren und Sars-CoV-2 einige gemeinsame Merkmale. Beide sind sie RNA-Viren, können uns krank machen, befallen den Mund-Rachen-Raum manchmal bis zur Lunge und sind ziemlich ansteckend. 
Doch neben diesen Gemeinsamkeiten gibt es wichtige Unterschiede. Die bisherigen Fälle zeigen deutlich, dass Covid-19 häufiger einen schweren Verlauf nimmt und leider auch die Todesrate die der klassischen Grippe weit übersteigt. Covid-19 scheint bei Betrachtung des aktuellen Ausbreitungsgeschehens um ein Vielfaches ansteckender zu sein und hat mit bis zu 14 Tagen eine sehr viel längere Inkubationszeit als die Grippe mit nur zwei bis drei Tagen. Genaue Zahlen zu Ansteckungsrate und Schwere des Verlaufs werden zwar noch einige Monate auf sich warten lassen, doch zeigen die weltweit noch immer rasant zunehmenden Fälle und die vielen schwer betroffenen Patienten, dass der Vergleich zur Grippe als Versuch der Verharmlosung nicht zielführend ist. 
Mittlerweile lassen auch die Daten zur Übersterblichkeit aus betroffenen Regionen im Vergleich zu denen vergangenen Jahren deutlich, dass CoViD-19 unzählige Menschenleben fordert, die ohne das Virus ihr Leben noch genießen könnten.

VirusBorde
error: Sorry, aber wenn du Interesse an meinen Bildern hast, dann schreib mir doch bitte.