In der Pandemie
Wie ein Virus die Welt verändert
Diese Krise ist für uns alle neu!
Wissenschaft schafft Wissen
Die Geschwindigkeit, in der Wissenschaftler rund um den Globus unter Hochdruck an diesem Themenkomplex forschen, ist einmalig in der Wissenschaftsgeschichte und noch nie waren so viele Augen gleichzeitig auf sie gerichtet. Unser Wissen wächst mit jedem Tag und ich beobachte mit Faszination und Staunen, wie Wissenschaftler rund um den Globus so gut vernetzt in einer solchen Geschwindigkeit gemeinsam an einem Thema arbeiten. Aber eigentlich ist das System Wissenschaft langsam und das hat durchaus gute Gründe. Bevor ein Artikel in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wird, lesen ihn andere Experten des gleichen Gebietes (das sogenannte Peer Review) und untersuchen, ob das neue Wissen auch stichhaltig ist, die Methoden angemessen sind und die Interpretation auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen beruht, auch Probleme und andere Interpretationsmöglichkeiten werden diskutiert. Der Prozess, bis ein Artikel den wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wird und in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wird, benötigt meist Wochen und Monate. Um der Fachgemeinschaft neue Erkenntnisse schneller zugänglich zu machen, werden viele Ergebnisse zunächst auf sogenannten Pre-Print-Servern (z.B. ArXiv, BioArXiv, MedArXiv…) hochgeladen. So können sich die Kollegen schon vor der offiziellen Veröffentlichung ein Bild machen und neue Erkenntnisse, nach eigener Prüfung, für die eigene Forschung nutzen.
In der Pandemie suchen wir aber tagtäglich nach Antworten und schneller Hilfe. Das heißt, dass die Mechanismen der Selbstkorrektur nicht im gewohnten Maße greifen können. Es geht einfach zu schnell. Deshalb ist aber nicht alle Erkenntnis Unsinn, vielmehr lernen wir jeden Tag aus der aktuellen Lage und übersetzen dieses Wissen zu unser aller Wohl in Handlung.
Für Wissenschaftler wie auch Journalisten ist es schwer hinterherzukommen. Angefeindete Wissenschaftler überlegen sich, ob der Versuch der sachdienlichen Kommunikation im Angesicht verdrehter Aussagen noch lohnt. So weit dürfen wir es nicht kommen lassen!
Unsere Wissenschaft (mit ihren so vielfältigen Disziplinen) bietet die Grundlage unseres Wissens über die Welt. Damit sagt sie nicht, was wir zu tun haben, aber sie zeigt uns die möglichen Auswirkungen unseres Handelns. Diese Möglichkeiten nach bestem Wissen und Gewissen in gesellschaftliche und politische Maßnahmen umzusetzen, ist das beste Werkzeug, dass wir in der Hand haben, um diese Krise so unbeschadet wie möglich zu überstehen!